30 21/2017 UNTERWEGS Eine Allee voller Liburnum (Goldregen) ist George Stacpooles ganzer Stolz. Vor einigen Jahren warf ein Frühjahrssturm et- liche Bäume um – gerade, als sich die Goldregen-Allee nach einem starken Frost wieder in alter Pracht zeigte. Obwohl leicht dezimiert, ist die Blütenfülle des Liburnum nun wieder beeindruckend. Ein Wiesengrundstück, umge- ben von einer Hecke und in der Mitte bepflanzt mit einer Goldregen-Allee – hier beginnt der Rundgang durch die etwa zweieinhalb Hektaren grossen Ballynacourty Gardens, rund 25 Kilometer südwestlich von Limerick. Der Garten besteht aus mehreren kleinen Gartenräumen, die miteinander ver- bunden sind. Das Grundstück haben George und seine Frau Michelina vor 45 Jahren gekauft. «Damals gab es hier eine Vier-Zimmer-Ruine als Haus und eine Mauer im Garten», erinnert sich George Stacpoole. Nach und nach bauten die ge- bürtige Italienerin, die ihr Geld als Modedesignerin verdiente, und der irische Antiquitätenhändler Haus und Garten aus. Während die Einrichtung des Hauses Michelinas Sache war, kümmerte sich George um den Aussenbereich. Keine leichte Aufgabe, denn bereits nach wenigen Zentimetern stösst man hier auf Kalkstein. An mehreren Stellen im Garten ragen noch Steine aus dem Boden – grosse Brocken, die sich nicht so einfach bewegen lassen. Wie viele Tonnen Kalkstein er aus dem Boden geholt hat, weiss George Stacpoole nicht mehr, ebenso wenig, wie viel Erde er auf der Fläche verarbeitet hat. Jeden Baum, jede Hecke und jede Blume hat er eigenhändig gepflanzt, jede Skulptur und jede Bank selbst ausgesucht. Auch wenn die Obelisken, Töpfe, Statuen und Sitzbänke, die überall im Garten verteilt sind, wie geschichtsträchtiger Naturstein aussehen: Sie sind aus Beton. George hat vieles von einem be- freundeten Betonkünstler anfertigen lassen. Als Antiquitäten wären die Stücke unbezahlbar gewesen. Da ist der Händler, der sein Geld selbst mit Antiquitäten verdient, pragmatisch: «Warum soll ich Tausende von Euro für etwas zahlen, was sowieso kaum einer sieht?», sagt er und schmunzelt. Mannshohe Gunnera und üppige Staudenbeete Der Weg führt über ein zweites Wiesengrundstück, das von verschiedenen Laubbäumen eingerahmt wird, in den ehemali- gen Gemüsegarten. Der ist umgeben von einer Trockenmauer aus Kalkstein, dem einzigen Bauwerk im Garten, das beim Kauf des Grundstücks schon stand. George hat die Mauer renoviert und mit zwei Pfeilern ergänzt, auf denen zwei Pelikane thro- nen – das Wappentier der Stacpooles. Wo früher, eingefasst von niedrigen Buchshecken, Tomaten, Peperoni und Salat wuchsen, befinden sich jetzt üppige Staudenbeete. An den Gemüsegarten schliesst ein kleines Wäldchen an, an dessen Ende man einen weiten Blick über die irische Land- LANDSCHAFTSPARK UND Bei britischer Gartenkultur denkt man sofort an England, seltener an Irland. Doch auch auf der «Grünen Insel» existieren sehenswerte private Gärten, die von ihren Besitzern leidenschaftlich gehegt und gepflegt werden. Die Autorin Susanne Wannags und der Fotograf und Grafiker Thomas Pichler haben zwei Gärten im Südwesten der Insel besucht. Text: Susanne Wannags; Bilder: Thomas Pichler Helle, sonnige Bereiche wie auf diesem Bild gibt es in Knockpa- trick Gardens ebenso wie üppige Rhododendronpflanzungen und ein Arboretum. Blütenfülle