26 21/2017 Starkwachsende Sorten wie ’Worplesdon’ erreichen in zehn Jahren eine Höhe von rund zehn Metern und bauen sich mit einer ausladenden Krone breit auf. Das ist als Solitär für öffent- liche Grünanlagen ideal, aber für die meisten Gärten zu viel. Jüngste Züchtungen konzentrieren sich daher auf kompakte Versionen, die eine Höhe von etwa fünf Metern erreichen. Aber auch die bilden grosse, ausladende Kronen und sind für den Eingangsbereich, den Vorgarten oder den kleinen Terras- sengarten in der Regel ungeeignet. Das änderte sich mit den ersten kompakt und schlank aufrecht wachsenden Formen wie ’Clydesform’, ’Fastigiata’, ’Slender Silhouette’, ’Simone’ oder Kugelformen wie ’Autumn Color Globe’ oder ’Gum Ball’. Sie ermöglichen die Verwendung der attraktiven Herbstfärber nun auch als Kübelpflanze, in Trogbeeten oder anderen beengten Verhältnissen. Idealer Strassen- und Alleebaum Liquidambar styraciflua gedeiht am besten auf mässig feuchten, lockeren und tiefgründigen Lehmböden. Auf armen Sandböden ist der Wuchs reduziert. Bei zu hohem Kalkgehalt im Boden neigt das Gehölz zu Chlorosen, gegen Staunässe und Boden- verdichtungen ist es ebenfalls sehr empfindlich. Bei zu hohem Nährstoffgehalt und zu starker Düngung fällt die Herbstfär- bung oft spärlicher aus. Das kann auch passieren, wenn die Witterung nicht mitspielt. Die schönste Färbung zeigt das Laub, wenn es in einer trockenen, sonnigen Phase mit kalten Nächten ausreifen und sich auf den Winter vorbereiten kann. Amberbäume wachsen zu Beginn recht langsam und lassen sich im Alter schlecht verpflanzen. Generell ist als Pflanzzeit das Frühjahr zu empfehlen. Bei Herbstpflanzungen kann ein kalter Winter Schäden verursachen. Ansonsten ist der Baum absolut frosthart. Je nach Sorte wird die Zone 5b (–23,4 bis –26,0 Grad Celsius) oder 5a (–26,1 bis –28,8 Grad Celsius) angegeben. Auch Spätfröste können ihn in der Regel nicht gefährden, weil er recht spät austreibt. Die Blüten und Früchte des Amberbaums sind eher un- scheinbar. Das Gehölz ist einhäusig, trägt also männliche und weibliche Blüten getrennt voneinander an einer Pflanze. Die männlichen Blütenstände sind grünliche, meist aufrechte, fünf bis sieben Zentimeter lange Ähren. Aus den weiblichen Blüten entstehen stachelige, kugelige Früchte (ähnlich denen von Platanen), die teilweise bis ins nächste Jahr hinein am Baum hängen bleiben. Das kann aber durchaus auch reizvoll sein und sorgt zusammen mit den Korkleisten auch im Winter noch für interessante Strukturen. Amberbäume sind aufgrund ihrer fantastischen Herbstfär- bung und dank kompakter Sorten ideale Gehölze für den in- nerstädtischen Bereich. Sie bilden grundsätzlich einen durchge- henden Leittrieb, was sie für die Verwendung als Strassen- und Alleebaum prädestiniert (einen grossen, offenen und lockeren Wurzelraum vorausgesetzt!). Versuche in der LWG Veitshöch- heim bestätigten auch eine enorme Anpassung an Hitze und Sonneneinstrahlung. Das Gehölz kennt kaum Krankheiten und Schädlinge. Allenfalls kann es zu Windbruch und Frost- schäden an jungen Bäumen kommen. Während bei uns der Amberbaum fast ausschliesslich als Hochstamm vermarktet und kultiviert wird, haben beispiels- weise die Niederländer die Pflanze auch als Schnittgehölz ent- deckt. Feine Figuren sind aufgrund der groben Struktur nicht möglich, aber für kräftige Hecken oder die in Holland weit verbreiteten Stammhecken als Sichtschutz ist der Amberbaum bestens geeignet. Links: Typisch für viele Amberbaum-Sorten ist die Bildung von Korkleisten. Rechts: Die Blüten sind unscheinbar und erscheinen mit dem Austrieb im Frühjahr.