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Mit Berner Gelassenheit zum Weltmeistertitel

Grosser Bahnhof am Kurszentrum Oeschberg in Koppigen. Die Branche feierte ihre Weltmeister Fabian Baumann und Marc Baumberger. Die Berner Landschaftsgärtner verteidigten den Titel für die Schweiz an den WorldSkills 2022 in ­Estland und gewannen vor den Teams aus Japan und Ungarn.

 
 
Marc Baumberger und Fabian Baumann freuen sich über ihrem Sieg an den WorldSkills in Tallinn. Fotos: Alari Tammsalu
Marc Baumberger und Fabian Baumann freuen sich über ihrem Sieg an den WorldSkills in Tallinn. Fotos: Alari Tammsalu

Es ist angerichtet. Dort wo normalerweise angehende Gärtnerinnen und Gärtner ausgebildet werden, steht eine grosse Bühne im farbigen Scheinwerferlicht. Gleich daneben zwei markante, blau gepolsterte Sitzplätze, ebenfalls in Licht gehüllt. Für einmal müssen Kurse und Schulung pausieren. Es wird gefeiert am Ausbildungs- und Kurszentrum Oeschberg im bernischen Koppigen. Rund 100 Gäste, Freunde, Bekannte und Familienangehörige sind gekommen, um die besten Landschaftsgärtner der Welt zu feiern. Das Duo Fabian Baumann aus Oberdiessbach und Marc Baumberger aus Koppigen hat den Weltmeistertitel an den dezentral ausgetragenen WorldSkills in Tallinn in Estland für die Schweiz verteidigt. Sie traten gegen 15 Teams an und gewannen die Goldmedaille vor Japan und Ungarn.

Als die beiden auf den weichen Sesseln mit stoischer Ruhe Platz nehmen, wird es laut im Kurszentrum. «Wow, was für ein Titel, ihr seid Weltspitze!», ruft Patrick Roth ins Mikrofon. Er und seine Mitstreiter der Fachsektion Garten- und Landschaftsbau Bern haben die Feier und den Empfang kurzerhand auf die Beine gestellt und eine der Ausbildungshallen in ein Eventlokal umgebaut. Und Patrick Roth hält sich nicht zurück: «Ihr seid die besten Botschafter für unseren Beruf. Jetzt feiern wir da, wo alles begonnen hat.»

In Feierlaune sind an diesem Abend nicht nur die Berner Gärtner. Gekommen ist ebenso Norbert Schaniel, Mitglied des Zentralvorstands von JardinSuisse. «Wir sind einfach nur stolz auf euch! Ihr habt Tolles geleistet!», betont er.


Die Vorzüge des dualen Bildungssystems
Des Lobes voll ist an diesem Abend auch Lars Guggisberg, Nationalrat und Direktor des Gewerbeverbands Berner KMU. «Ihr gehört nun zum illustren Kreis der Berner Weltmeister», so der Nationalrat. Wie etwa der Skirennfahrer Beat Feuz, der Motorsportler Tom Lüthi oder Leichtathletin Mujinga Kambundji. Lars Guggisberg vermutet und ortet den Erfolg auch im dualen Bildungssystem. «Es ist das Benzin, das es für eine erfolgreiche Berufskarriere braucht», sagt er. Es sei wichtig dieses Bildungssystem weiter zu pflegen, damit es Tausende in diesem Land als Chance für eine nachhaltige und spannende Berufsbildung nutzen können.

Die Goldmedaillengewinner mit dem Berner Nationalrat Lars Guggisberg. Foto: Stefan Kammermann
Die Goldmedaillengewinner mit dem Berner Nationalrat Lars Guggisberg. Foto: Stefan Kammermann
Das erfolgreiche Team mit Chefexperte Simon Hugi, Nationaltrainer Lorenz Arbogast sowie Marc Baumberger und Fabian Baumann (v.l.). Foto: Stefan Kammermann
Das erfolgreiche Team mit Chefexperte Simon Hugi, Nationaltrainer Lorenz Arbogast sowie Marc Baumberger und Fabian Baumann (v.l.). Foto: Stefan Kammermann

Von Stolz und grosser Freude spricht an der Feier ebenso Hans Lanz, Präsident Gärtner Bern: «Ich wünsche euch in Zukunft viel Erfolg und auch viel Besonnenheit, um mit dem Erfolg umzugehen.» Die Berner Gärtner haben ein spezielles Geschenk dabei: Eine Tafel, auf der die Namen der beiden Protagonisten und «Weltmeister 2022» eingraviert wurden. «Diese wird hier im Ausbildungszentrum einen Platz erhalten und hoffentlich viele motivieren, in eure Fussstapfen zu treten», betont Hans Lanz.

Nur eine Chance
Den Faden der sportlichen Weltmeister nimmt gleich auch Lorenz Arbogast, Nationaltrainer der Landschaftsgärtner, auf. «Ihr müsst euch vorstellen, Feuz und Co. hatten schon mehrere Chancen, um Weltmeister zu werden. Unsere Jungs hatten nur eine einzige.» Der Nationaltrainer geht auch auf die coronabedingte, nicht ganz einfache Ausgangslage ein. Zumal der Anlass gleich mehrfach verschoben werden musste. «Als im Frühjahr auch die Absage aus Shanghai kam, war dies der Supergau und ein Tiefpunkt für alle», so Arbogast weiter. Doch das Team habe sich wieder aufgerappelt und sei schliesslich mit viel Motivation nach Tallinn gereist.

Die zu bewältigende Aufgabe, einen chinesischen Garten mittels estnischen Materialien zu realisieren, hatte es in sich. «Im Objekt war alles drin, was der Gartenbau abverlangt», erklärt der Nationaltrainer. Es sei eines der hochstehendsten Projekte gewesen, welche an einer Weltmeisterschaft ausgeführt wurden. Das Team habe über die vier Wettkampftage eine wirklich konstant hohe Leistung gezeigt.


Eltern
Die grössten Fans und auch in Tallinn mit dabei: Hans Peter und Irene Baumann aus Oberdiessbach mit ihrem Weltmeister Fabian (oben), sowie Doris und Beat Baumberger aus Koppigen mit Sohn Marc. Die Väter hätten am liebsten mitgeholfen und mussten ab und zu an den Strand «verschickt» werden. Foto: Stefan Kammermann
Die grössten Fans und auch in Tallinn mit dabei: Hans Peter und Irene Baumann aus Oberdiessbach mit ihrem Weltmeister Fabian (oben), sowie Doris und Beat Baumberger aus Koppigen mit Sohn Marc. Die Väter hätten am liebsten mitgeholfen und mussten ab und zu an den Strand «verschickt» werden. Foto: Stefan Kammermann

«Lieber selber eingegriffen»
Mit nach Estland gereist sind ebenso die Eltern der Medaillengewinner. «Ich hätte am liebsten selber eingegriffen», sagt Hans Peter Baumann gegenüber g’plus. Die Gelassenheit mit welcher die beiden das Projekt angegangen sind, sei aus Sicht der Zuschauenden sehr nervenaufreibend gewesen. «Wir haben die Väter zwischenzeitlich zum Spazieren ans Meer geschickt», fährt Doris Baumberger mit einem breiten Lachen im Gesicht, fort. Und Beat Baumberger ergänzt: «Ja, wir haben auf den Zuschauerrängen doch sehr gelitten.»

Als «sehr, sehr schöne Zeit und super Erlebnis», bezeichnet der 22-jährige Marc Baumberger das Erlebte. Er arbeitet als Vorarbeiter bei der BFW Gartenbau AG im bernischen Bätterkinden. Grosse Worte sind nicht sein Ding. Dies gilt ebenso für Fabian Baumann. Eigentlich wollte der 21-Jährige Forstwart lernen. «Dies war mein Traumberuf», sagt er. Mit Betonung auf «war», weil es nicht einfach gewesen sei, eine Lehrstelle als Forstwart zu finden. Als diese dann nur in der Ostschweiz angetreten werden konnte, habe er zunächst bei einem Gartenbauer in der Region ausgeholfen und in Gärten Bäume, Sträucher und Beeren gepflanzt – und so doch seinen Traumberuf gefunden. «Ich bin mit meiner Berufswahl wirklich glücklich», betont er.

Als Landschaftsgärtner und Gartenbauer EFZ hatte er sich im Zweierteam mit Marc Baumberger als Schweizermeister für die Berufsweltmeisterschaften WorldSkills qualifiziert. «Es war mir zuerst gar nicht wirklich bewusst, dass es nun an die WM geht», erzählt Fabian Baumann. Zumal schon der Sieg an der Schweizermeisterschaft und damit die WM-Qualifikation eine Überraschung waren.

Die beiden haben sich selber ziemlich unter Druck gesetzt. «Wir wollten ein Spitzenergebnis erzielen und den WM-Titel der Schweizer Landschaftsgärtner von 2019 verteidigen», sagt Baumann. Um ihr Ziel zu erreichen, haben die beiden neben ihrer Arbeit im Betrieb pro Monat rund eine Woche fürs Training investiert. Trainiert wurden praktische Arbeiten wie zum Beispiel das Bauen von Mauern mit Natursteinen oder das Anlegen von Grünflächen. Mentale Unterstützung erhielten die WM-Teilnehmer durch Coaches des Unternehmerverbandes JardinSuisse.

Wie sein Kollege Marc wird auch Fabian weiter bei seinem angestammten Arbeitgeber, der Hofer & Baumann Gartenbau GmbH in Bigenthal, arbeiten. Dort hat der WM-Teilnehmer im Jahr 2019 seine Berufslehre abgeschlossen. Beide wollen sie sich nun etwas mehr Zeit nehmen für ihre Hobbys Mountenbiken und Skifahren. Dies sei nämlich ziemlich zu kurz gekommen.

Text: Stefan Kammermann

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