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Im Berufsalltag kompetent handeln und neue Technologien kennen

Die Revision der Grundbildung bei JardinSuisse ist auf Kurs. Ab 2024 folgt die ­Inkraftsetzung der neuen Bildungsverordnung und des Bildungsplans. Alle Branchen sind verpflichtet, in einem festgelegten Turnus ihre Bildungsgrundlagen zu ­überprüfen. Thomas Pfyffer, Leiter Kommunikation und Politik, befragte Heinz Hartmann, ­Bereichsleiter Berufsbildung, zur Revision der Grundbildung (RGB24).

 
 
In der Grundausbildung soll die Freude am Beruf und an der Pflanzen geweckt werden. Foto: Dominik Baur
In der Grundausbildung soll die Freude am Beruf und an der Pflanzen geweckt werden. Foto: Dominik Baur

Wieso war eine Revision der ­Grundbildung ­nötig?
Heinz Hartmann: Revisionsprozesse sind ein regelmässiger Bestandteil der Aufgaben in der Berufsbildung aller Branchen. Das Ziel einer Revision ist die Optimierung der Ausbildung unserer Lernenden für die Zukunft. Grundsätzlich muss alle fünf Jahre eine Überprüfung der Bildungsgrundlagen durchgeführt werden. In der Gärtnerbranche wurde im Jahr 2012 aufgrund dieser Überprüfung eine Totalrevision durchgeführt. Im 2017 gab es eine Teilrevision, bei welcher vor allem im Bereich der üK Änderungen eingeführt wurden.
Bei der aktuellen 5-Jahres-Überprüfung handelt es sich nun wieder um eine Totalrevision, da verschiedene Punkte angegangen werden müssen. Folgende Themen stehen im Fokus:

  • Zusammenlegung der Produktionsfachrichtungen
  • Anforderung an die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner
  • Angleichung der üK-Tage
  • Anpassungen im Qualifikationsver­fahren wie beispielsweise:
  • Wegfall der Fallnote bei den «erweiterten Berufskenntnissen» (Pflanzenkenntnisse)
  • Änderungen bei den schriftlichen Prüfungen

An dieser Stelle ist anzumerken, dass in diesen Bereichen der Bund und die Kantone mit klaren Rahmenbedingungen den Revisionsprozess begleiten. Damit soll in allen Berufsbranchen eine Gleichstellung erreicht werden. In der Gärtnerbranche wurde aus diesem Grund die zusätzliche Fallnote im Bereich der Pflanzenkenntnis gestrichen.


In welchen Bereichen wird die ­revidierte Grundbildung sichtbar und im Alltag klar ­spürbar?

Schweizweit müssen alle Branchen in der Grundbildung die sogenannte Handlungskompetenzorientierung (HKO) einführen. Diese Vorgabe bestimmt massgeblich die Art und Weise, wie die jungen Berufsleute ausgebildet werden sollen. Die Definition dazu lautet: «Als handlungskompetent wird eine Person bezeichnet, die in beruflichen Situationen angemessen handelt. Dabei aktiviert sie die nötigen individuellen Ressourcen (Kenntnisse, Fähigkeiten/Fertigkeiten, Haltungen).» Meiner Einschätzung nach sind in der Grünen Branche die Veränderungen im Bereich der Pflanzenkompetenz am meisten spürbar. Denn die Arbeit mit Pflanzen wird vermehrt über die Handlung des Lernenden ins Zentrum des Lernens gestellt. Dies bedeutet, dass die Lernenden verstärkt praktische Erfahrungen sammeln und ihr Wissen über Pflanzen vertiefen werden. Ein zentraler Punkt wird sein, dass die lernende Person während der Ausbildung ein Pflanzenwerk erstellt (in Eigenverantwortung zusammen mit dem Betrieb). Alle Lernorte, also der Betrieb, die Berufsfachschule und die überbetrieblichen Kurse leisten ihren Beitrag zur Erarbeitung des Pflanzenwerks.

 
Welchen Nutzen bringt die künftige ­Grundbildung der Gärtnerbranche?
Für die Jugendlichen präsentiert sich der künftige Gärtnerberuf attraktiv, denn aktuelle gesellschaftliche Themen wie Biodiversität, Nachhaltigkeit, naturnahe Lebensräume sind in die Grundbildung integriert. Im Bereich der Digitalisierung werden die Lernenden im Umgang mit digitalen Werkzeugen und Anwendungen zeitgemäss und stufengerecht geschult. Durch die optimierte Gestaltung der Ausbildung werden die zur Verfügung stehenden Ressourcen aller Lernorte bestmöglich eingesetzt.

 
Der Gärtnerberuf gestern und heute: Wo liegen die Unterschiede in den Anforderungen und den angestrebten Kompetenzen?
Der technologische Fortschritt spielt auch für unsere Branche zukünftig eine grössere Rolle. Moderne Geräte und Maschinen erleichtern die Arbeit und ermöglichen eine effizientere Produktion. Gärtnerinnen und Gärtner müssen daher über Kenntnisse im Umgang mit modernen Technologien verfügen und in der Lage sein, diese in ihrem Arbeitsalltag einsetzen zu können. In der heutigen Zeit wird zudem ein stärkerer Fokus auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz gelegt. Aus diesem Grund müssen sich Gärtnerinnen und Gärtner mit ökologischen Anbaumethoden auskennen und darin geschult werden, umweltfreundliche Praktiken anzuwenden.
Zusätzlich hat sich das Thema Kundenorientierung verändert. Unsere Fachkräfte müssen fähig sein, auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden einzugehen. Nur so können sie eine professionelle Beratung anbieten. Kommunikations- und Verkaufsfähigkeiten sind wichtige Kompetenzen, die heute bei Arbeitgebern gefragt sind. Aus diesem Grund wurde das Thema Beratung und Verkauf im neuen Bildungsplan sogar stärker gewichtet: Angeboten wird in der Fachrichtung Pflanzenproduktion die Wahlkompetenz «Verkaufsraum und -flächen im Detailverkauf attraktiv gestalten und Pflanzen verkaufsfördernd präsentieren».


Inwiefern hilft die neu organisierte Grund­bildung, den Gärtnerberuf attraktiv zu halten?
Die neu organisierte Grundbildung geht auf die Veränderungen und Ansprüche ein, welche die Branche gegenüber der Gesellschaft in den letzten Jahren erlebt hat, und nimmt die aktuellen Themen auf. Mit der Aktualisierung der Lerninhalte werden die zukünftigen Gärtner und Gärtnerinnen optimal auf die Funktion als «Hüter der Lebensräume» vorbereitet. Zusätzlich verfügen wir in der Grünen Branche über ein vorbildliches modulares Weiterbildungssystem, welches schnell neue Themen und Bedürfnisse aufnehmen kann. Zum Beispiel gibt es bereits einen Lehrgang zur Fachperson Biodiversität.


Die Revision der Grundbildung ist jetzt ­erfolgreich zu Ende geführt: Wie lange wird sie Bestand haben?
Mit der gegenseitigen Unterzeichnung der Bildungsverordnung und des Bildungsplans durch JardinSuisse und den Bund Ende August 2023 ist erst die rechtliche Grundlage für den zukünftigen Gärtnerberuf besiegelt. Die intensive Arbeit der Implementierung muss weitergeführt werden und die praktische Umsetzung ab Sommer 2024 steht noch an – dann sind alle gefordert. Wir werden jetzt laufend informieren und, wo nötig, Unterstützung bieten. Dabei möchten wir möglichst viele Akteure der Gärtnerbranche motivieren die anstehenden Änderungen positiv anzugehen. Die nächste 5-Jahres-Überprüfung im Jahr 2029 wird bezüglich der revidierten Grundbildung fundierte Rückmeldung ermöglichen.


Was erhoffen Sie sich als Projektleiter sich der RGB24 von der neuen Grundbildung?
Als Leiter des Bereichs Berufsbildung bin ich überzeugt, dass wir es mit der neuen Bildungsverordnung und dem dazugehörigen Bildungsplan geschafft haben, eine Grundlage zu erarbeiten, die eine attraktive und zukunftsgerichtete Ausbildung sicherstellt. Persönlich ist mir bewusst, dass grössere Veränderungen, die wir vorgenommen haben, bei vielen betroffenen Personen Unmut und Ängste ausgelöst haben. Ich wünsche mir aber, dass man gegenüber allen Fachpersonen, welche die Revision in den vergangenen drei Jahren intensiv begleitet und die vorliegenden Unterlagen erarbeitet haben, das Vertrauen ausspricht und die Umsetzung mit den zukünftigen Lernenden aktiv unterstützt.
Mir ist es zudem ein Anliegen, allen bewusst zu machen, dass es in der Grundbildung um die Vermittlung von Grundkompetenzen geht. Unser gemeinsames Ziel muss sein, während dieser Zeit die Jugendlichen für den Gärtnerberuf zu begeistern und die Freude am Umgang mit Pflanzen zu wecken. Aus meiner Sicht haben wir in unserer Branche ein hervorragendes modulares Weiterbildungssystem. Nach der abgeschlossenen Lehre kann jeder à la carte zusätzliche Kompetenzen erwerben.
Ausserdem ist eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen den drei Lernorten Betrieb, überbetriebliche Kurse und Berufsfachschule für eine erfolgreiche Umsetzung unabdingbar. Gerade im Bereich der Pflanzenkompetenz erreichen wir das gesteckte Ziel nur gemeinsam. Auch die Möglichkeit, zukünftig in Lehrbetriebsverbünden die Lernenden gemeinsam auszubilden, sollte aus meiner Sicht vermehrt wahrgenommen werden.


Wie haben Sie persönlich die Revision der Grundbildung erlebt?
Als Leiter der Berufsbildung von JardinSuisse ist mir die Komplexität unserer Branche bekannt. Meine langjährigen Erfahrungen im Netzwerk des schweizerischen Bildungssystems halfen mir, einige Inputs und Wünsche der Gärtnerbranche beim Bund und bei den Kantonen einzubringen, die in der Revision berücksichtigt wurden. Als Projektleiter der Revision ist für mich das zentrale Erfolgselement der grosse Einsatz und die Unterstützung meines Teams in der Berufsbildung, sowie die engagierten Personen aus den Betrieben, Vertreter der üK, Vertreter der Berufsfachschulen, sowie die Verantwortlichen des Qualifikationsverfahrens, die mich tatkräftig unterstützt haben. Ihr Engagement im Sinne der gärtnerischen Berufsbildung schätze ich sehr und ich bedanke mich dafür.
Einmal mehr wurde mir bewusst, wie wichtig Zusammenarbeit, Flexibilität, Wertschätzung der Vielfalt und kontinuierliches Lernen sind. Diese Erkenntnisse und Erfahrungen werden mich in meiner weiteren Arbeit als Leiter Berufsbildung von JardinSuisse begleiten und dazu beitragen, eine qualitativ hochwertige und praxisnahe Ausbildung in der Gärtnerbranche sicherzustellen.


Jugendliche in der Berufsbildung schätzen die Arbeit und den Austausch im Team. Fotos: Dominik Baur
Jugendliche in der Berufsbildung schätzen die Arbeit und den Austausch im Team. Fotos: Dominik Baur

Kurznachrichten

Wir gratulieren

7. Mai

Freimitglied Hansruedi Linder

Bahnhofstrasse 19
3612 Steffisburg

zum 90.Geburtstag


28. Mai 2024

Andreas Graf
Schönburgstrasse 48
3013 Bern

zum 70. Geburtstag


Wir trauern um


Mitglied Jacques Hug-Aerne 

Chännelstrasse 5
8157 Dielsdorf 

gestorben am 7. Mai 2024 

im Alter von 83 Jahren.




Der Unternehmerverband Gärtner Schweiz JardinSuisse spricht den Angehörigen seine aufrichtige Anteilnahme aus.

Neu in den Verband JardinSuisse aufgenommen wurden


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