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Kunst führt zurück zum ursprünglichen Rasen

Ein Nutzrasen erfüllt den Zweck der Begehbarkeit. Auf den Betrachter wirkt er aber monoton, da er möglichst nur aus uniformen Gräsern bestehen soll. Trotzdem wird von Kunden heutzutage oft ein Rasen wie ein grüner Teppich gewünscht, der aus gleichartigen Grashalmen besteht und einer durchdachten Pflege bedarf.

«Dabei ist ein solcher Rasen nichts anderes als das wohl künstlichste lebendige Element eines Gartens, dessen Produktion immer häufiger ein Resultat aus Technik (Mähroboter, automatische Bewässerung) und optimierter Nährstoffzufuhr (Dünger) ist», gibt Jonas Reif zu bedenken. Für den Professor für Pflanzenkonzepte und Vegetationsverwendung an der Fachhochschule Erfurt fehlen indessen Überlegungen zur Naturnähe: «In freier Wildbahn wäre solch ein Rasen genauso überlebensfähig wie ein Albinokaninchen aus Flaschenzucht.»

Die Sichtweise, dass ein «guter» Rasen grasgrün ist, hat sich in der heutigen Gesellschaft durchgesetzt. Im Mittelalter hingegen war die «State oft the Art» ein farbiger, blütenreicher Rasen. Detailreiche Malerei ab dem 16. Jahrhundert, beispielsweise von Albrecht Dürer, zeigt grosse Rasenflächen mit wenig einheitlichen Artenzusammensetzungen, die aber gleichwohl begehbar sein mussten. Dieser bunte, aber gleichwohl funktionale Rasen nahm sich Anouk Vogel für ein Kunstprojekt im Hamburger Park «Planten un Blomen» zum Ausgangspunkt. Die international bekannte Künstlerin hat immer wieder mit Pflanzen gearbeitet.

Ihr Blütenrasen, der, in Anlehnung an die mittelalterliche Tapisserie, ein Pflanzenteppich mit ornamentalen Formen werden sollte, ist genauso schwierig zu erreichen wie ein heutiger Hochleistungsrasen. Denn über Jahrhunderte ausgelesene Rasengräser sind konkurrenzstärker und standorttoleranter als einstige Wildformen. Anouk Vogel hat sich bereits während der Projektentwicklung an Botaniker gewandt und bei ihnen Wissen über Konkurrenz und Pflege der verwendeten Pflanzenarten abgeholt, um das angestrebte Bild zu erreichen. Doch diese konnten ihr nur bedingt helfen. Das Wissen über eine solche Rasengestaltung ist verloren gegangen. Ein anderes Ziel ihrer Arbeit kann sie mit ihrem Kunstprojekt demgegenüber klar vor Augen führen: «In Städten bieten sich viele Flächen für Blumenrasen an. Damit bieten wir Lebensraum für Insekten und erhöhen die Biodiversität.» (ur)

Fundiertes Wissen über das Konkurrenzverhalten von Pflanzen wird benötigt, um einen Blumenrasen mit ornamentalen Formen zu erstellen. Bild: Bukea  / Klaaß Plagman
Fundiertes Wissen über das Konkurrenzverhalten von Pflanzen wird benötigt, um einen Blumenrasen mit ornamentalen Formen zu erstellen. Bild: Bukea  / Klaaß Plagman

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