Die Preise für Fossilenergien sind alarmierend, gleichzeitig ist eine Unterbrechung
der Stromversorgung in diesem Winter nicht auszuschliessen. JardinSuisse ist
sich des Ernsts der Lage bewusst und setzt sich dafür ein, dass Bund und Kantone
die Interessen der Grünen Branche berücksichtigen. Olivier Mark, Präsident von
JardinSuisse, empfiehlt insbesondere den Pflanzenproduzenten, sich gegen den
Preisanstieg zu wappnen. Interview: Alain-Xavier Wurst
Mit den explodierenden Gas- und Strompreisen und der Gefahr von Kontingentierungen in diesem Winter bringt die aktuelle Wirtschaftslage viele Unternehmen der Grünen Branche in Bedrängnis. Wie analysiert JardinSuisse diese besorgniserregende Situation?
Wir sind mit einer Reihe von Krisen konfrontiert, die in ihrer Intensität beispiellos sind. Zuerst eine Gesundheitskrise, jetzt eine Energiekrise. Der Anstieg des Preises pro Kilowattstunde trifft uns alle, sowohl Gärtner als auch Produzenten. Inflation, Personalmangel und höhere Zins- und Hypothekenzinsen könnten allerdings für Gärtner einen zusätzlichen Effekt haben, falls ihre Kunden die Ausgaben für ihre Gärten reduzieren. Die Produzenten wiederum sehen sich mit einem so starken Anstieg der Gas- und Heizölpreise konfrontiert, dass die Beheizung der Kulturen wirtschaftlich unhaltbar wird, selbst wenn Energie zur Verfügung steht. Leider sind wir machtlos, wenn es darum geht, die Preise für fossile Energien zu beeinflussen.
Wie wird sich der Anstieg der Energiekosten auf die Produzenten auswirken?
Zusammen mit Peter Huber, dem Produzenten und Mitglied des Zentralvorstands von JardinSuisse, haben wir berechnet, dass die Heizung für die Gewächshausbetreiber im Durchschnitt 6 bis 12 Prozent der jährlichen Ausgaben ausmacht. Bei einer Verdreifachung der Energiepreise würde dieser Anteil auf 18 bis 36 Prozent steigen und den Wareneinsatz um 12 bis 25 Prozent erhöhen. Für den Endverbraucher bedeutet dies nur ein paar Franken mehr pro Saison für den Kauf von Zierpflanzen, was das Problem auf den ersten Blick etwas relativiert. Allerdings werden die Märkte, angefangen bei den grossen Einzelhandelsketten, einen solchen Anstieg nicht ohne Weiteres akzeptieren. Dies gilt umso mehr, als unsere Produzenten mit europäischen Produkten konkurrieren, die vom schwachen Eurokurs profitieren.
Wie viele Betriebe sind dadurch betroffen?
Etwa 200 Produzenten, von denen 85 Prozent ihre Gewächshäuser mit Gas oder Heizöl heizen. Das Heizöl beispielsweise wurde Ende August/Anfang September für 1.60 Franken pro Liter gehandelt. Die restlichen 15 Prozent der Produzenten haben bereits auf erneuerbare Energien umgestellt. Die Branche hat sich eine klare Strategie gegeben: Bis 2030 sollen 80 Prozent der Heizung in Gewächshäusern aus erneuerbaren Energien stammen, bis 2040 sollen es 100 Prozent sein. Die aktuelle Krise droht diese Agenda jedoch zu untergraben.
Was sind die Strategien von JardinSuisse angesichts dieser wichtigen Problematik?
Eine unserer Prioritäten ist es, mit dem Bundesamt für Landwirtschaft zu verhandeln, um zu sehen, inwiefern unsere Branche von zusätzlichen Hilfen für die Energiewende profitieren könnte. Wir führen diese Schritte in enger Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizer Gemüseproduzenten durch. Pioniere haben gezeigt, dass es möglich ist, aus den fossilen Brennstoffen auszusteigen. Nun gilt es, diese Bewegung zu beschleunigen. Dazu brauchen wir Unterstützung in Bern.
Wie könnte der Bund die Grüne Branche konkret unterstützen?
Das Bundesgesetz über Bodenverbesserungen scheint die Tür für Strukturhilfen für Landwirtschaft und Gartenbau im Energiebereich zu öffnen. Nun müssen wir genau anschauen, welche Instrumente dieses Gesetz uns zur Verfügung stellt. Ich habe zum Beispiel 2012 das landwirtschaftliche Projekt zur regionalen Entwicklung in Genf geleitet, das 22 Millionen Franken an Subventionen für Strukturverbesserungen erhalten hat. Wenn es gegebenenfalls Änderungen der Bundesverordnung braucht, müssen wir frühzeitig handeln, damit diese Änderungen den Bedürfnissen unserer Branche entsprechen.
Sie haben die Märkte angesprochen. Welche Faktoren könnten sich unterstützend auf die Branche auswirken?
Der Detailhandel muss sich anstrengen. Christophe Darbellay, Staatsrat des Kantons Wallis, hat kürzlich diesen Aspekt für die Landwirtschaft angesprochen: Grossketten setzen die Preise zu stark unter Druck. In der aktuellen Situation müssen sie guten Willen zeigen. Wir denken darüber nach, Anfang 2023 eine Kommunikations- und Sensibilisierungskampagne für die Öffentlichkeit und die Einzelhändler zu starten, ähnlich wie es die Gemüsebauern im letzten Frühjahr getan haben. Mit einer klaren Botschaft: Alle Produktionsfaktoren steigen, unterstützen Sie uns und wir werden uns dafür einsetzen, Ihnen die besten Produkte zu liefern, die Ihren Erwartungen entsprechen.
In diesem Winter sind zeitweilige Unterbrechungen im Stromnetz nicht auszuschliessen. Was plant JardinSuisse für die Unternehmen der Grünen Branche?
Dies ist in der Tat eine Befürchtung, sowohl für die Gärtner als auch für die Produzenten. Das Stromversorgungsgesetz sieht vor, dass im Falle eines Lastabwurfs die Haushalte gegenüber den Unternehmen bevorzugt werden. Gemeinsam mit dem Schweizerischen Gewerbeverband betreiben wir derzeit auf höchster politischer Ebene Lobbyarbeit, damit der Bund im Falle einer Entlastung unsere Bedürfnisse berücksichtigt. Wir brauchen eine gerechte Lastenverteilung zwischen den privaten Haushalten und den Unternehmen, die Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen.
Urs Bär
Bösch 65
6331 Hünenberg
70. Geburtstag
Freimitglied Bruno Stauffer
Romontweg 6
2542 Pieterlen
70. Geburtstag
Peter Gehring
Mörsburgstrasse 16
8472 Seuzach
70. Geburtstag
um unser Ehrenmitglied
Daniel Bürgin
Bolzbach 20
6462 Seedorf
verstorben am 27. August 2025 im Alter von 83 Jahren.
Der Unternehmerverband Gärtner Schweiz JardinSuisse spricht den Angehörigen seine aufrichtige Anteilnahme aus.
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