Die Aargauer bauen ein Bildungszentrum
Es war die erste ausserordentliche Generalversammlung in der Geschichte von JardinSuisse Aargau. Sie wurde einberufen, um über den Bau eines Bildungszentrums in Birr für knapp drei Millionen Franken zu entscheiden. Einstimmig sagten die anwesenden Mitglieder Ja dazu. Nun geht es darum, das nötige Geld aufzutreiben. Dabei sind auch die Mitgliedsbetriebe gefordert. Text: Leandra Jordi
«Wir haben den schönsten Beruf der Welt, wir müssen uns nicht verstecken, wir dürfen stolz sein – und deshalb, bitte, stimmt dafür.» Der Appell von Lukas Borner hatte Erfolg. Der Leiter der überbetrieblichen Kurse (üK) erzählte an der ausserordentlichen Generalversammlung von früheren Vorbereitungskursen (VBK) und löste viel Geschmunzel aus. Die Mitglieder von JardinSuisse Aargau waren sich einig: Die Zeiten, in denen diese Kurse zwar lustig, aber auch etwas improvisiert waren, sind definitiv vorbei. Ausbildung muss professionell sein.
Deshalb baut der Kantonalverband nun sein eigenes Bildungszentrum. Die an der ausserordentlichen GV in Birr anwesenden Mitglieder waren einstimmig dafür. Der Versammlungsort war nicht zufällig gewählt: Auf dem Gelände des Neuhofs an der Pestalozzistrasse soll das neue Zentrum entstehen. Das Berufsbildungsheim Neuhof dient der sozialen und beruflichen Integration von männlichen Jugendlichen, so der Selbstbeschrieb. Zu den neun angebotenen Lehrberufen gehören auch verschiedene Gärtnerfachrichtungen.
Eine Win-Win-Situation
Seit einigen Jahren besuchen die Lernenden von Aargauer Betrieben ihre üK im Berufsbildungszentrum Niederlenz. Dort hätte JardinSuisse Aargau gerne für seine Zwecke ausgebaut, doch musste die ehemalige Gartenbauschule im Juli 2018 ihre Tore schliessen (siehe Ausgabe 11/2018). Bis Ende 2019 können die üK noch dort stattfinden, aber dann ist Schluss.
Die Stiftung Neuhof hat JardinSuisse Aargau das Baurecht eingeräumt. Deren Architekt Norbert Walker hat das neue Bildungszentrum entworfen: ein zweistöckiger Bau für Schulzimmer, Garderobe, Büro und Aufenthaltsraum. Angebaut sind die Werkhalle und ein gedeckter Platz für Erd- und Steinarbeiten. Die Stiftung und der Kantonalverband sind sich einig, dass es sich um eine Win-Win-Situation handelt: Wer einen üK besucht, muss essen – der Neuhof hat eine Kantine. Des Neuhofs Grünflächen brauchen Pflege – Unterhalt gehört zum üK-Programm.
Dann ging es «ans Eingemachte». Der Bau kostet rund 2,9 Millionen Franken. Ende Oktober wurde die JSA Bildungszentrum AG gegründet. Durch die Verbandsmitglieder sollten bis Ende Februar mindestens 500 000 Franken in Form von Aktien eingebracht werden. Klappt dies nicht, wird jeder Betrieb eine «Zwangsabgabe» (zwei Prozent der auf eine Million Franken plafonierten AHV-Lohnsumme) entrichten müssen. Ausgenommen sind reine Produktions- und Endverkaufsbetriebe.
In der Diskussion meldete sich auch der frühere Organisator der VBK, Vigi Dörig, zu Wort. Er rief vor allem die älteren Verbandsmitglieder dazu auf, sich zu solidarisieren: «Ich bin überzeugt, dass dies ein gutes Projekt ist und die Unterstüzung von uns Veteranen verdient.» Dörig ging gleich mit gutem Beispiel voran und gab einen Zeichnungsschein ab; weitere folgten.
Präsident Manuel Eichenberger freute sich sehr über die einstimmige Zusage. Und wie geht es jetzt weiter? «Wir haben eine zugesicherte Finanzierung. Die abschliessenden Verhandlungen mit den Banken sind aber noch nicht geführt.»