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Insektenschwund setzt sich ungebremst fort

Der Verlust von Lebensräumen ist die Hauptursache des Insektensterbens. Die Qualität der verbleibenden Räume verschlechtert sich zusätzlich durch Knappheit an Nahrung, erhöhte Stickstoff­einträge, Pestizide, insektenfeindliche Bewirtschaftung, wenig naturbelassene Flächen, Klimaerwärmung, invasive Arten und Lichtverschmutzung. Die SCNAT schlägt Massnahmen vor, wie gefährdete Lebensräume und Arten besser geschützt werden.

Fast 60 Prozent der Insekten, deren Entwicklung in der Schweiz systematisch verfolgt wird, sind in ihrem Fortbestand gefährdet. Das ergab für die Schweiz die Analyse der Daten von Roten Listen, Monitorprogrammen und Studien, wie das Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) mitteilt. Die Auswertung ist in der Publikationsreihe «Swiss Academies Reports» zusammengefasst. Für die beteiligtern Forscherinnen und Forscher ist klar: «Die Situation der Insekten in der Schweiz ist besorgniserregend.» Insbesondere sind Insekten bedroht, die an Gewässern, in Feuchtgebieten und im Kulturland leben. Im Wald ist ihr Bestand weniger gefährdet, und wärmeliebende Insekten konnten sich aufgrund der Klimaerwärmung eher stärker ausbreiten. Die Biomasse der Fluginsekten ging vermutlich um mehr als 75 Prozent zurück. Das ist vergleichbar mit anderen europäischen Ländern.
Der Verlust von Lebensräumen ist die Hauptursache des Insektensterbens. Die Qualität der verbleibenden Räume verschlechtert sich zusätzlich durch Knappheit an Nahrung, erhöhte Stickstoff­einträge, Pestizide, insektenfeindliche Bewirtschaftung, wenig naturbelassene Flächen, Klimaerwärmung, invasive Arten und Lichtverschmutzung. Auch Neueinzonungen und die Pflege von Schutzgebieten, die Aufwertung und Vernetzung von Lebensräumen sowie Biodiversitätsflächen in der Landwirtschaft konnten den Rückgang der Insekten bisher nicht aufhalten. Die Annahme, dass dieser vorwiegend das Mittelland betrifft, ist zudem überholt. Auch im Jura, in den Voralpen und in den Alpen schwindet die Artenvielfalt gebietsweise.
In einem Zwölf-Punkte-Programm schlägt die SCNAT deshalb Massnahmen vor, wie gefährdete Lebensräume und Arten besser geschützt werden. Die ersten drei Punkte des Programms beinhalten Überlegungen, wie Lebensräume ausgeweitet, aufgewertet und zielgerichtet ausgestaltet werden können. Weitere Punkte richten sich direkt an die Landwirte und Gärtnerinnen: Sie sollen weniger Pestizide einsetzen, die Stickstoff- und Phosphoreinträge reduzieren und die Bewirtschaftung insektenfreundlicher gestalten. Im Speziellen kann man in Gärten und Parkanlagen die Schnittzeitpunkte und Geräte so wählen, dass Insekten- und Pflanzenpopulationen lokal erhalten bleiben. Die abschliessenden Punkte befassen sich mit Massnahmen gegen den Klimawandel und die Lichtverschmutzung. Ausserdem enthalten sie Verbesserungsvorschläge für das Monitoring und die Forschung der Artenvielfalt sowie die Ausbildung der Fachleute.

Urs Rüttimann

Die Blaue Holzbiene, die bis zu drei Zentimeter gross wird, gehört in der Schweiz zu den Insekten, die als gefährdet eingestuft sind. Foto: Herwig Winter / Wikimedia
Die Blaue Holzbiene, die bis zu drei Zentimeter gross wird, gehört in der Schweiz zu den Insekten, die als gefährdet eingestuft sind. Foto: Herwig Winter / Wikimedia

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