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Eine Frage der Form

03.07.2025

In einer Studie analysierten Physikerinnen Blätter von 25 verschiedenen Baumarten. Sie wollten herausfinden, wie die geometrische Form eines Blattes seinen Fall beeinflusst.

(ljo) Noch sitzen sie fest, die Blätter an den Bäumen. Doch wird auch dieses Jahr die Zeit kommen, in der sie abgeworfen werden. Wie friedlich so ein einzelnes Blatt hinabsegeln kann – und wie anmutig andere im Wind beinahe zu tanzen scheinen. Dabei ist auch ihre geometrische Form entscheidend für den Weg vom Zweig zum Boden. 

Ovale und symmetrische Blätter mit wenigen hervorstehenden Lappen an den Rändern fallen schnell und landen deshalb mit grosser Wahrscheinlichkeit in der Nähe des Baumes, von dem sie abstammen, schreiben Forscher der Technischen Universität Dänemarks in einer Studie im «Journal of the Royal Society Interface». Asymmetrische Blätter mit vielen Lappen hingegen sinken deutlich langsamer zu Boden. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Windstoss das Blatt erfasst und es weiter wegträgt. 

Nährstoffe werden recycelt 
Neben der Form beeinflussen auch die Windstärke, die Feuchtigkeit und der Standort des Baums, wohin ein Blatt fällt. Und das ist für Laubbäume alles andere als gleichgültig: Mit ihrem Laub werfen sie im Herbst nämlich 40 Prozent ihrer Kohlenstoff- und Nährstoffspeicher ab. Fällt das Laub auf direktem Weg zu Boden, sind die Nährstoffe jedoch nicht verloren, sondern stehen dem Baum wieder zur Verfügung, sobald die Blätter sich zersetzen. Im Gegensatz zu den Samen, die der Baum für seine Fortpflanzung möglichst weit streuen will, kommt es ihm beim Laub also entgegen, wenn die Blätter schnell zu Boden fallen und in seiner Nähe landen. 

In ihrer Studie analysierten die Physiker Blätter von 25 verschiedenen Baumarten. Dazu schnitten sie mit einem Laser Papierblätter in den unterschiedlichen Formen aus und liessen diese in einen mit Wasser gefüllten Tank fallen, um das Sinken in Zeitlupe zu analysieren. Dann verstärkten sie die Asymmetrie der Blätter, indem sie zusätzliche Lappen hinzufügten. Die mutierten Blätter fielen 15 bis 30 Prozent langsamer zu Boden. 

Das könnte erklären, warum die Blätter vieler Laubbäume symmetrisch sind. «Die Daten, die die Form und das Absetzen einer Vielzahl natürlicher, mutierter und künstlicher Blätter miteinander in Beziehung setzen, stützen die Hypothese der schnellen Blätter: Laubblätter sind symmetrisch und relativ ungelappt, zum Teil, weil dies ihre Absetzgeschwindigkeit und die damit einhergehende Nährstoffbindung maximiert», schreiben die Forschenden. Perfektioniert haben das Laubbäume wie die Ulme oder der Apfelbaum, deren Blätter besonders symmetrisch sind und nur wenige Lappen aufweisen. 

Wie so oft könnte die Klimakrise aber auch diesen ausgeklügelten Mechanismus stören: Weil sich der Klimawandel nachweislich auf die Blattform der Bäume auswirkt und die Blätter kleiner und schmaler werden, könnten diese künftig weiter getragen werden, warnen die Forscherinnen – und so den Nährstoffkreislauf der ohnehin geschwächten Wälder weiter beeinträchtigten.

Bäumen kommt es entegen, wenn ihr Laub nicht zu weit wegfliegt. Ob die Blätter
allerdings tatsächlich in der Nähe landen, hängt von ihrer Form ab. Foto: Urs Rüttimann
Bäumen kommt es entegen, wenn ihr Laub nicht zu weit wegfliegt. Ob die Blätter
allerdings tatsächlich in der Nähe landen, hängt von ihrer Form ab. Foto: Urs Rüttimann

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