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Schäden durch Regenwürmer

In Europa gelten Regenwürmer uneingeschränkt als Nützlinge. Ganz anders sieht es in anderen Teilen der Erde aus – beispielsweise in Nordamerika. Dort gibt es eigentlich keine und die Natur kommt bestens ohne sie zurecht. Über Pflanzentransporte wurden sie allerdings mittlerweile eingeschleppt. Sie breiten sich aus und stören buchstäblich tiefgreifend das Bodenökosystem.

Das ist leider nicht neu, wurde nun aber erstmals genau untersucht. Versuchsfläche war ein Waldstück in der Nähe von Calgary in Kanada. Dort gibt es sowohl Regionen mit Regenwürmern als auch solche, die noch regenwurmfrei sind. Auf beiden Flächenarten wurden Zelte aufgebaut und mit speziellen Saugern die oberirdischen Insekten eingesammelt. Gut 13000 waren es am Ende, die allesamt anschliessend in Fleissarbeit bestimmt werden mussten.

Unterirdisch beeinflusst oberirdisch
Die Unterschiede waren eindrücklich. Auf Flächen mit vielen Regenwürmern wurden sechzig Prozent weniger Insektenindividuen gesammelt als auf den regenwurmfreien. Die Artenzahl selbst war um knapp ein Fünftel geringer, die Biomasse um etwa ein Viertel. «Wir hatten erwartet, dass Regenwürmer auch Auswirkungen auf oberirdische Insekten haben würden», so Malte Jochum vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung und der Universität Leipzig. «Ich war aber doch überrascht, wie stark die Auswirkungen waren und dass sowohl die Häufigkeit als auch die Biomasse und die Artenzahl betroffen waren.»
Immerhin: Bei den Pflanzen selbst konnten kaum Unterschiede festgestellt werden. Auffällig war auch, dass es mehr jagende Insektenarten und Spinnen gab und messbar weniger Destruenten und pflanzenfressende Insekten.

Kaum beachtete Ursachen
Wo genau das Problem liegt, ist noch nicht klar. «Als Erklärung für die globalen Veränderungen der Insektengemeinschaften werden bisher nur wenige Ursachen herangezogen, allen vorweg Lebensraumveränderungen über der Erde», sagt Nico Eisenhauer, der ebenfalls an der Untersuchung mitgearbeitet hat. «Die neuen Ergebnisse zeigen, dass Biodiversitätsverlust durchaus weitere, bisher kaum beachtete Ursachen haben kann, die bei entsprechenden Naturschutzmassnahmen berücksichtigt werden müssen.»
Der Effekt sei in Nordamerika besonders gross, weil es dort eben eigentlich kaum Regenwürmer gibt. Malte Jochum bekräftigt vorsorglich: «Für Regionen wie Mitteleuropa, wo die heimischen Artengemeinschaften sich gemeinsam mit den Regenwürmern entwickelt haben, sind Probleme durch neue Regenwurmarten kaum zu erwarten. Hier sind sie bedeutende Lebensraumingenieure, von denen viele wichtige Ökosystemfunktionen abhängen.»

Alexandra von Ascheraden

Bild : Romy Zeiss
Bild : Romy Zeiss

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