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Bis zu 90 Prozent der Tabakschwärmerraupen werden von parasitierenden Wespen befallen und vernichtet. Es sei denn, sie sitzen auf der richtigen Pflanze. Foto: Tozeuma / Wikimedia
Bis zu 90 Prozent der Tabakschwärmerraupen werden von parasitierenden Wespen befallen und vernichtet. Es sei denn, sie sitzen auf der richtigen Pflanze. Foto: Tozeuma / Wikimedia
 
 
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Nahrungskonkurrent bringt Vorteile

Tabakschwärmer legen ihre Eier mit Vorliebe auf Pflanzen ab, die bereits von Blattkäfern befallen sind. Eigentlich seltsam, schliesslich konkurrieren die Käfer und deren Larven um dieselbe Nahrung. Ausserdem ist bereits bekannt, dass die Schwärmer nach Möglichkeit keine Eier dort ablegen, wo sie bereits Kot von Artgenossen riechen. Warum also suchen sie dann von Käfern befallene Pflanzen auf?

Das Ganze fiel auf, als Forschende des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie Tabakschwärmer bei Pflanzen des Stechapfels Datura wrightii aussetzten, von denen einige von der Kartoffelkäferart Lema daturaphila befallen waren, andere nicht. Eigentlich hatten die Forschenden nur nachweisen wollen, dass die Schwärmer auch Pflanzen mit Nahrungskonkurrenten anderer Arten links liegen lassen, nicht nur die mit Raupen der eigenen Spezies. Nur taten diese das nicht.
Studienleiter Markus Knaden räumt ein: «Wir waren zunächst ein wenig frustriert, weil wir erwartet hatten, dass die Experimente bestätigen würden, dass eierlegende Tabakschwärmerweibchen Nahrungskonkurrenten meiden. In unserem Fall ergab das unerwartete Ergebnis allerdings plötzlich einen Sinn, als wir feststellten, dass von Käfern befallene Pflanzen ganz anders riechen.»
Der Duft sorgt dafür, dass parasitoide Wespen die Raupen schnell finden. Diese Wespen spüren ihre Wirtsinsekten über Duftstoffe auf, die befallene Pflanzen abgeben. Studien gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Tabakschwärmerraupen von der Wespe Cotesia congregata parasitiert werden. Sie legt ihre Eier in die Raupen und überträgt zusätzlich noch Krankheitserreger. Parasitierte Raupen sterben nach einiger Zeit. Aus ihnen schlüpft dann der Nachwuchs der Wespe.
Die Forschenden überprüften auch gleich noch das geruchsgesteuerte Verhalten der parasitischen Wespen. Tatsächlich bevorzugten sie den Geruch der von Tabakschwärmerraupen befallenen Pflanzen und mieden den Duft der von Kartoffelkäfern benagten. Zwar wachsen Tabakschwärmerraupen an von Käfern befallenen Pflanzen weniger gut. Der Vorteil des Schutzes vor parasitischen Wespen jedoch überwiegt in der Kosten-Nutzen-Rechnung offenbar deutlich. 

(Alessandra von Ascheraden)

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